Mobile Bewerbungen: Was ihr wissen solltet.

Mobile bewerben. Klar, die Jobsuche findet heute ebenso selbstverständlich über das Smartphone statt, wie die Fahrplanauskunft. Allerdings ist die Bewerbung über das Smartphone noch lange nicht bei allen Unternehmen etabliert. Hochschulprofessor Dr. Wolfgang Jäger erklärt im Interview, was Bewerber:innen zum Thema mobiles Bewerben wissen müssen.

JobStairs Experten-Talk

JobStairs: Herr Prof. Jäger, nicht jeder Bewerber und nicht jede Bewerberin ist schon mit mobilen Bewerbungsverfahren in Kontakt gekommen. Wie funktioniert eine mobile Bewerbung?

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: Immer mehr Karrierewebseiten und Jobportale sind mittlerweile für mobile Devices optimiert. Idealerweise ist dann auch der Bewerbungsprozess so gestaltet, dass er oder sie mit dem Smartphone bequem und schnell durchlaufen werden kann. Dazu greifen die Bewerbungs-Tools beispielsweise auf die Social Media Profile auf Xing oder Linkedin zu. Die dort enthaltenen Informationen werden ins Bewerbermanagement-System überführt. Auf einen Schlag erhält der Recruiter / die Recruiterin einen Einblick, ob das Social Media Profil des Bewerbers / der Bewerberin gut gepflegt ist, ein aktuelles Foto und einen Lebenslauf enthält, sowie weitere für die ausgeschriebene Position relevante Informationen. Soweit der Idealprozess.

Wie verbreitet sind mobile Bewerbungsverfahren unter deutschen Unternehmen?

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: JobStairs ist ja schon immer seiner zeit einen Schritt voraus. Bereits 2013 haben wir die erste empirische Studie zu diesem Thema durchgeführt und 2015 und 2017 noch einmal mit neuen Untersuchungen nachgelegt. Schon allein in diesen vier Jahren hat sich die Situation für Bewerbende merklich verbessert. Die Unternehmen nehmen sich der Wünsche ihrer potenziellen Mitarbeiter:innen an und integrieren verstärkt mobiles Bewerben als gleichwertigen Kanal in ihre Bewerbungsprozesse. Bei namhaften Unternehmen, wie den JobStairs Mitgliedern, sind es prozentual deutlich mehr als im Vergleich zum Gesamtmarkt.

Was ist für Bewerber:innen der Vorteil, wenn sie sich über ihr Smartphone auf ein Stellengesuch bewerben?

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: Die Jobsuche ist vor Jahren von den Zeitungen ins Internet gewandert und hat dort Beine bekommen. Bewerbende lassen sich heute an jedem Ort der Welt und zu jedem Zeitpunkt die aktuellsten Jobangebote per E-Mail auf ihr Smartphone schicken. Wenn Bewerber:innen sofort auf diese Angebote mit einem beruflichen Kurzprofil antworten können, zeigen sie dem Unternehmen ihr Interesse an der Position. Sie haben somit schon einmal einen Fuß in der Tür. Wer heute auf Jobsuche ist, möchte, dass der Weg zum Traumjob möglichst bequem und smart ist.

JobStairs: Bewerben mit Kurzprofil. Fuß in der Tür haben, statt von vorneherein mit einer Bewerbung zu überzeugen. Das hört sich nach einem kulturellen Wandel im Recruitment an. In welchem Maße müssen sich Bewerbende auf neue Prozesse einstellen?

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: Genau, wie im eComerce geht es bei allen mobilen Anwendungen um Nutzer:innen-Freundlichkeit. In Zeiten eines akuten Fachkräftemangels kommen auf eine freie Stelle nicht immer ausreichend viele Bewerbungen. Also müssen Unternehmen dafür sorgen, dass die Anzahl an Bewerbungen steigt, damit vielversprechende Talente, die zum Beispiel in einer festen Position sind und ggfs. aktuell nicht aktiv nach Stellen suchen, nicht durch das Raster fallen. Durch mobile Bewerbungen wird es den Jobsuchenden einfacher gemacht, ihr Interesse für die offene Position schnell und einfach zu bekunden. Die Hürde für die erste Kontaktaufnahme ist also sehr niedrig. Allerdings müssen sich Bewerber:innen darüber im Klaren sein, dass der sich anschließende Bewerbungsprozess nach klassischem Muster abläuft. Wir können uns das wie den Vergleich eines Freemium/Premium-Geschäftsmodells vorstellen.

JobStairs: Das müssen Sie bitte erklären.

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: Viele Services und Apps sind in der Basisversion immer kostenlos, verfügen aber über einen eingeschränkten Funktionsumfang. Wer die Gratisversion nutzen möchte, der muss sich in der Regel lediglich mit Name und E-Mail-Adresse registrieren. Ziel einer Freemium-Version ist es, möglichst viele Nutzer:innen einzusammeln und somit das grundsätzliche Interesse am Produkt zu testen. Und genau diesen Zweck erfüllen auch mobile Bewerbungsverfahren. Die Hürde, sein Interesse zu bekunden, ist äußerst niedrig. Wer auf die Premiumvariante upgraden möchte, für den erhöht sich der Aufwand, zum Beispiel durch die Eingabe persönlicher Daten und die Bezahlung des Dienstes. Bei einer Bewerbung ist es ähnlich: Möchte der Interessent oder die Interessentin für die ausgeschriebene Stelle in den Auswahlprozess gelangen, so geht er/sie in den klassischen Bewerbungsprozess und ergänzt das jeweilige Profil zum Beispiel um Anschreiben, Arbeitsproben und Zeugnisse.

JobStairs: Sie sagten, dass mobile Bewerbungen noch nicht in der Breite für Bewerber:innen zur Verfügung stehen. Was raten Sie Bewerbenden, wenn ihnen eine mobile Bewerbung zur Verfügung gestellt wird.

Prof. Dr. Wolfgang Jäger: Die Chance nutzen, wenn es darum geht, den Traumjob zu bekommen. Mobile Jobsuche und mobile Bewerbungen sind perspektivisch eine Einheit und die konsequente Umsetzung der digitalen Transformation im heutigen Berufsleben.